Page 209 - Handbuch HR-Management
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HANDBUCH HR-MANAGEMENT Kapitel 4.9 / Ergonomie und betriebliche Gesundheitsvorsorge
sundheit und Krankheit ist ein Prozess, der von physischen, psychischen und sozialen Ebenen beein usst wird. Der Umgang mit diesen Phänomenen lässt sich nicht auf Ort und Zeit mit eindeutig bestimmbaren Ein üs- sen begrenzen.
Für Unternehmen ist der Anspruch zu for- mulieren, Gesundheit als Perspektive auf alle Leistungs- und Wertschöpfungsprozesse zu richten. Für die Praxis gilt demnach, nicht nur im System zu arbeiten, sondern zugleich am System. Dies bedeutet, geeignete Rahmenbe- dingungen zu scha en, in denen Mitarbeiter und Führungskrä e ihre Potenziale entfalten und Leistungsbeanspruchungen steuern kön- nen. Anders gesprochen: Gesundheitskultur ist ein Teil der Wirtscha skultur.
Es gilt, Gesundheit nicht als eigenständigen Bereich zu verantworten und neue aufwendi- ge Zusatz„bühnen“ zu errichten, sondern in
der Steuerung der Leistungsprozesse Gesund- heit als basale Dimension einzubeziehen.
Gesundheit als „Systemqualität“ des Unternehmens
Maßnahmen, die die Arbeitsbedingungen betrachten, werden unter dem Begri  „Ver- hältnisprävention“ zusammengefasst. Dar- unter verstanden wird der Ein uss verschie- dener Merkmale wie Arbeitsplatzgestaltung, Zeitrahmen, Gestaltungsmöglichkeiten und Kulturerfahrungen auf alle Mitarbeiter. Die Entwicklung dieser organisationalen Arbeits- bedingungen erfordert neben personalen und sozialen Fähigkeiten zugleich System-Kom- petenzen. Gemeint ist die Fähigkeit, Auswir- kungen von Strukturen, Kommunikation und Spielregeln di erenziert zu re ektieren und aktiv zu gestalten.
Wirksame Entwicklung gesundheitserhalten- der und -förderlicher Arbeit benötigt somit Investitionen in personale, soziale und syste- mische Kompetenzen.
De nition Gesundheit im Unterneh- men
„Psychische Gesundheit im Unternehmen ist dann gegeben, wenn ein Mensch seinen Beruf und seine Funktionen in dieser Organisation so ausfüllen kann, dass er seine Leistungen in der Regel ohne anhaltenden Stress erbringen kann. Dies geschieht ohne länger andauern- de Beeinträchtigung seines körperlichen und seelischen Funktionierens und Wohlbe n- dens und ohne dass Raubbau an seinem Pri- vatleben oder an seiner altersgemäßen Ent- wicklung betrieben wird.“ (Schmid, Veith)
 „ eater-Metapher“
Die  eater-Metapher als wirksames Bild für gekonnte „Inszenierungen“ illustriert den Zusammenhang: Sie können Schau- spieler hervorragend ausbilden (Ein- zelmaßnahmen), die Fähigkeit aber zu gekonnter Darstellung ist abhängig von der Qualität des Drehbuches (Arbeitsbe- dingungen). Für Verantwortliche im Un- ternehmen bedeutet das: Sie müssen die Drehbücher und Bühnen für die Insze- nierung „Gesundheit“ in ihrem Unter- nehmen entsprechend verändern. Sonst verblasst die Kunst ihrer Mitarbeiter!
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