Page 72 - Handbuch HR-Management
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Kapitel 2.4 / Interim-Management HANDBUCH HR-MANAGEMENT
Digitalisierung und Interim-Management
Durch die Digitalisierung besteht die Möglichkeit, ein wesentlich präziser auf den Kundenbedarf angepasstes Kandidatenpanel zu erstellen.
Wvon Ludwig Heuse und Corina Hoch
eg vom Fenster sind die Interim-Management- Anbieter, die nicht schon vor Jahren ihre Struktu-
ren, Daten und Prozesse vollkommen digi- talisiert haben. Warum? Weil die Nachfrager nach Interim-Managern erwarten, dass ihnen die Pro le geeigneter Kandidaten sehr kurz- fristig – quasi in Echtzeit – zugehen. Das Yin und Yang im Interim-Management, also die beiden Krä e, die einander entgegengesetzt, aber auch aufeinander bezogen sind, sind Tempo und Qualität. Ergo, ein Provider, der seinem Kunden nicht schnell genug Pro le quali zierter Kandidaten zur Verfügung stel- len kann, verliert den Au rag gegenüber dem schnelleren (nämlich schon voll digitalisier- ten) Wettbewerb. Und wer bei diesem Tem- po nicht die notwendige Qualität bei der Aus- wahl, Entwicklung und Präsentation von Kan- didaten sicherstellen kann, frustriert zunächst und verliert dann seine Kunden.
Die Digitalisierung im Interim-Management- Geschä  hat allerdings nicht nur das Tempo bei der „Service Delivery“ erhöht, sondern auch die Möglichkeit, ein wesentlich präziser auf den Kundenbedarf eingehendes Kandida- tenpanel zu erstellen. Denn vor der Digitali-
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sierung konnten die IM-Provider angesichts einer Kundenanfrage ausschließlich auf Kan- didaten in den eigenen papierenen Kandida- tenakten und den Stellengesuchen der Tages- zeitungen zugreifen. Und in den Kandidaten- akten konnte nur durch Sichtung der Pro le und Projektberichte recherchiert werden und nicht durch die Eingabe von Suchwortkombi- nationen (heute kaum mehr vorstellbar). Im Ergebnis war nur ein Bruchteil der potenziel- len Kandidaten in Deutschland für ein aktu- elles Projekt „grei ar“. Heute, nach erfolgter Digitalisierung, kann ein Provider in Echtzeit erstens in der eigenen Datenbank sowohl über vorgegebene Erfassungskriterien als auch im Volltext über Suchwortkombinationen recher- chieren, aber zweitens auch in sämtlichen of- fenen oder halbo enen (ergo gegen Gebühr) Datenbanken wie z. B. XING, LinkedIn, Ex- perteer. Im Ergebnis ist die Zahl potenzieller Kandidaten für ein aktuelles Projekt heute quasi unendlich; das vor der Digitalisierung bestehende „Mangel-Problem“ hat sich zu ei- nem „Auswahl-Problem“ gewandelt. Ganz ne- benbei, die in o enen oder halbo enen Da- tenbanken recherchierten Kandidaten sollten von den Providern immer nur als „Beipack“ angesehen werden, denn diese Kandidaten stehen jedem, dem Kunden selbst und auch dem Wettbewerb, zur Verfügung. Ein Pro- vider darf deshalb auf keinen Fall die P ege


























































































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