Page 208 - Handbuch HR-Management
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Kapitel 4.9 / Ergonomie und betriebliche Gesundheitsvorsorge
HANDBUCH HR-MANAGEMENT
wirksam eingedämmt. Gefährdungsbeurtei- lungen im Unternehmen verweisen auf Ge- fahren und wirksame Schutzmaßnahmen.
Der Gesetzgeber integrierte 2013 die Psyche als Bereich der Beschä igtengesundheit (§ 4 ArbSchG)(3) und reagierte auf die starke Zu- nahme psychischer Erkrankungen von Mitar- beitern. Phänomene wie Burn-out, Depressi- on und innere Kündigung sind heute in der ö entlichen Diskussion präsent und massen- medial au ereitet.
Mit dem 2015 in Deutschland verabschiedeten Gesetz zur Stärkung der Prävention und Ge- sundheitsförderung (PrävG) richtet die Bun- desregierung zunehmend den Fokus auf den Au au von Strukturen zur Gesundheitsförde- rung, statt vorrangig Stress zu bekämpfen.
Darüber hinaus wurden Qualitätsstandards für die Zerti zierung des betrieblichen Ge- sundheitsmanagements entwickelt. Neben dem „Social Capital & Occupational Health Standard“ (SCOHS) ist hier vor allem der da- rauf basierende erste o zielle Standard DIN SPEC 91020 zu nennen.
„Verhaltens“prävention
Der Blick in den Unternehmen richtet sich ge- genwärtig auf fordernde und stressauslösende Folgen von Arbeitsverdichtung, Beschleuni- gung, Umstrukturierung, Digitalisierung und Fusionen für die Beschä igen.
Aktuell wird eine Vielzahl an individuellen Maßnahmen angeboten: Gutscheine für Fit- nessstudios, Obstschalen in Gemeinscha sräu- men, Seminare zum Umgang mit Stress und
psychosoziale Beratung durch externe Gesund- heitsdienstleister. Sie sensibilisieren Mitarbei- ter für ihr Verhalten in der Lebensführung. Bis- weilen schaut auch ein Physiotherapeut vorbei und aktiviert den verspannten „Bildschirmna- cken“. Diese Maßnahmen bezeichnet die Fach- welt als „Verhaltensprävention“.
Doch isolierte Einzelmaßnahmen sind als unzu- reichend zu erachten. Empirische Studien wei- sen einen signi kanten Zusammenhang zwi- schen Führungsverhalten, Unternehmenskultur und Veränderungsdynamik und der Gesundheit von Mitarbeitern und Führungskrä en aus.(4,5,6)
Um diesen Entwicklungen wirkungsvoll zu begegnen, benötigen Unternehmen intensive Lernprozesse, die über individuelle Stressbe- wältigung weit hinausreichen.
Grundverständnis von Gesundheit im Unternehmenskontext
Gesundheit ist kein Gegenstand, dem mit iso- lierten Maßnahmen beizukommen ist. Ge-
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S. 26
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