Page 167 - Handbuch HR-Management
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HANDBUCH HR-MANAGEMENT Kapitel 4.1 / Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0
Der Mensch in der Arbeitswelt 4.0
Der technologische Fortschritt scha  mehr Freiräume, fordert mehr Eigenver- Dantwortung und stellt Berufe auf den Prüfstand.
as Schlagwort der Arbeitswelt ein. Dass aber ein von Grund auf demokra- 4.0 verweist auf den engen Zu- tisches Unternehmen nicht nur funktioniert, sammenhang zwischen techno- sondern auch viele Vorteile ermöglicht, wird logischen, industriellen Fort- erst in unserer Zeit verstärkt diskutiert (4.3,
schritten und deren Auswirkung auf den Ar- 4.4, 4.5). Wer schon nicht den eigenen Chef
beitsplatz. Mit der Dampfmaschine startete die industrielle Revolution. Textilien beispielswei- se konnten jetzt in Masse produziert werden. Fabrikarbeitsplätze entstanden. Das Fließband der zweiten Revolutionswelle zerstückelte die Arbeit in Teilprozesse. Debatten von der Ent- fremdung – also der Zerstörung der natürli- chen Beziehung des Menschen zu seiner Arbeit – begannen. Die dritte industrielle Revolution begann etwa in den 70er-Jahren. Der lange un- terschätzte Computer veränderte die Büroar- beit so sehr, dass er heute nicht mehr wegzu- denken ist. Automaten in Fabriken verrichten jetzt einst menschliche Arbeiten mit nie dage- wesener Präzision. Und nun?
Ein Mehr an Verantwortung
Einige der jetzt unter dem Begri  Arbeit 4.0 diskutierten  emenfelder sind schon seit Beginn der Industrialisierung (4.2) Bestand- teil des arbeitsphilosophischen oder rechtli- chen Diskurses, erhalten aber jetzt o  ganz neue Impulse. Die ersten Arbeiterorgani- sationen des 19. Jahrhunderts beispielswei- se traten schon für mehr Mitbestimmung
wählen kann, der kann jetzt zumindest immer ö er selbstbestimmter bezüglich Arbeitszeit und -ort agieren. Das Arbeiten in der Cloud entkoppelt uns vom physikalischen Arbeits- platz. Neue Vergütungsmodelle entstehen, die sich an der Leistung und nicht an der an ei- nem bestimmten Ort verbrachten Zeit orien- tieren (4.6). Mit Zeitwertkonten können sich Mitarbeiter einen  exiblen Pu er erarbeiten und dadurch Sabbaticals, längere Elternzei- ten oder einen früheren Ruhestand verdienen (4.7). Doch die neuen Techniken bergen auch Gefahren. Das Speichern sensibler Informati- onen in der Cloud erfordert hohe Standards, auch in Bezug auf den Beschä igtendaten- schutz (4.17). Die Trennung von festen Ar- beitszeiten geht o  einher mit ständiger Er- reichbarkeit. Die Unterscheidung von Beruf und Familie, Arbeit und Privatem, fällt schwe- rer und das Ideal einer Work-Life-Balance ge- rät ins Wanken (4.8). Psychische Belastungen spielen daher im betrieblichen Gesundheits- management (BGM) eine zunehmende Rolle. Ebenso muss typischen Büroleiden präventiv mit den richtigen ergonomischen Möbeln und Eingabegeräten begegnet werden (4.9). Au-
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